Mittwoch, 19. September 2018

Keiner will einen Ali im Team haben !

Zwei Bewerber mit gleichen Qualifikationen, aber unterschiedlichen Vornamen - wer wird eingeladen: Hakan oder Tim? Eine großangelegte Studie gibt eine erschreckende Antwort. Deutschland hat ein ernstes Diskriminierungsproblem.

Lukas gegen Ahmet, Hakan gegen Tim: Wer wird den Ausbildungsplatz bekommen? Nein, keine neue Castingshow, sondern eine Studie, bei der es letztlich drei Verlierer gibt: Ahmet, Hakan - und die Gesellschaft.

Für die Studie "Diskriminierung am Arbeitsmarkt" (Studie als PDF) haben Forscher fiktive Bewerbungen für einen Ausbildungsplatz geschrieben. Sie wollten herausfinden, wer bei gleicher Qualifikation gewinnt: der Bewerber mit typisch deutschem oder der mit türkischem Namen? Das Ergebnis: Jugendliche mit ausländischen Wurzeln müssen deutlich mehr Bewerbungen schreiben, um zu einem Vorstellungsgespräch eingeladen zu werden. Sie werden häufiger ignoriert, und sie müssen sich häufiger duzen lassen. "Wir haben es in Deutschland mit einem ernsthaften Diskriminierungsproblem zu tun", sagte der Studienleiter Jan Schneider am Mittwoch in Berlin.

Selten aber haben Forscher zum Thema Diskriminierung von Lehrstellenbewerbern eine derart umfangreiche Studie vorgelegt wie jetzt der Sachverständigenrat deutscher Stiftungen für Integration und Migration, ein Zusammenschluss von acht Stiftungen. Sie entwarfen gemeinsam mit Berufsberatern und Bewerbungstrainern vier fiktive Bewerberprofile. Die Namen der Bewerber: Lukas Heumann, Ahmet Aydin, Tim Schultheiß und Hakan Yilmaz.
  • Die angehenden Bürokaufmann-Azubis hatten die deutsche Staatsangehörigkeit, gaben in ihrem Lebenslauf Deutsch als Muttersprache an, Türkisch sprach keiner. Beide waren 1996 geboren, hatten einen Notendurchschnitt von 1,9, engagierten sich ehrenamtlich und spielten Fußball.
  • Bei den angehenden Kfz-Mechatronikern galt ebenfalls: deutsche Staatsangehörigkeit, Jahrgang 1996, deutsche Muttersprache, kein Türkisch, Ehrenamt, Fußball. Ihr Notendurchschnitt: 2,0.
Die Forscher entschieden sich für Bürokaufmann und Kfz-Mechatroniker, weil besonders viele Jugendliche sich für diese Ausbildungen interessieren. Außerdem unterscheiden sich Berufe und Arbeitsumfelder stark voneinander. Insgesamt schickten die Forscher über einen Zeitraum von dreieinhalb Monaten jeweils eine Bewerbung mit türkischem und eine mit deutschem Namen an 1794 zufällig ausgewählte Unternehmen, alle hatten auf der Online-Börse der Bundesagentur für Arbeit einen freien Ausbildungsplatz ausgeschrieben.

Quelle / Volltext: spiegel.de


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